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Geologie � Bergwanderexkursion (L-M)

Geologie – Bergwanderexkursion SAC Emmental 2024

Donnerstag bis Samstag 25. – 27. Juli 2024

Die Doldenhornhütte auf der Bergsturz-Sprungschanze

Geologische Bergwanderungen rund um die Doldenhornhütte

Bericht des Leiters Jürg Meyer, Geologe und Bergführer

Die drei Exkursions-Tage rund um die Doldenhornhütte waren – welch positive Überraschung nach den vergangenen vielen Wochen unsicheren Wetters - von ausserordentlich schönem Wetter gesegnet. Die 18 Teilnehmenden kamen denn auch in Sachen schöne Landschaftserlebnisse und reichhaltigem geologischem Menu, garniert mit bunt-prächtiger Alpenblumen, voll auf ihre Rechnung, und reisten am Samstag entsprechend hoch erfüllt und zufrieden nach Hause. Aus ihren Rückmeldungen am Ende der Exkursionstage seien einige wenige, offensichtlich besonders nachhaltige Eindrücke zusammengefasst:

Die gewaltigen Dimensionen des – nach neuesten Forschungen – erst vor etwas über 3'000 Jahren abgegangenen Fisistock-Bergsturzes hat alle schwer beeindruckt. Als wir auf dem ausgesetzten, blau-weissen Höhenweg von der Fisialp her um die Ecke bogen, wo sich der Blick in die Geländemulde mit der Doldenhornhütte öffnet, waren alle überwältigt von der Grösse des ausgebrochenen Volumens – bis hoch zu den Fisistöcken und an den Gipfel des Doldenstocks. Noch mehr beeindruckten diese Dimensionen am nächsten Tag vom Aussichtspunkt über der Hütte: fast 1000 Millionen Kubikmeter (1 km3) brachen damals plötzlich los, sprangen über die Geländekante, wo heute die Hütte steht, und rasten über 10 km weit ins Kandertal hinunter. Hinter dem Bahnhof Kandersteg türmte der Bergsturz die ganzen Hügel von «Uf der Höh» mit 150 m fein zerriebenen Gesteinsmaterial auf, und im Gebiet Blausee, wo unsere Tour startete, lagerten sich die oberen Teile der Bergsturzmasse, bestehend aus Helvetischem Kieselkalk, als riesige zusammengeworfene Felsblöcke ab und schufen so die magische Waldlandschaft und den Bergsturzsee.

Von verschiedenen Standorten aus, etwa oberhalb von Sunnbühl, von Filfalle bei Kandersteg, und dann vor allem vom Aussichtspunkt oberhalb der Hütte konnten wir die verschiedenen Gesteinsdecken in der Landschaft erkennen, welche dieses Gebiet aufbauen. Von unten nach oben sind das die Doldenhorn- Gellihorn-, Axen- und Wildhorndecke. Im unteren Gasterntal beeindruckten natürlich die gewaltigen Falten, ganz besonders die grosse S-Falte im Öhrlikalk, welche dann 7 km weiter nordöstlich unten an den Wänden des Blüemlisalp-Rothorns von der Doldenhornhütte aus wieder erkennbar ist. Dass sich solche Grossfalten über derartige Distanzen verfolgen lassen, hat alle beeindruckt.

Natürlich war auch das aktuelle Bergsturzthema von der Rutschmasse des Spitze Stei ein Thema, welches vertieft angeschaut wurde. Wie um die Aktualität zu betonen, gingen gleich mehrere grössere Steinschläge mit Staubwolken aus der Rutschmasse ab.

Nachhaltigen Eindruck machte auch die anhand des Blickes in das glazial geformte U-Tal des Gasterntals erläuterte neuere Erkenntnis, dass man, vereinfacht, sagen kann: «Täler machen Berge», und nicht wie man es intuitiv meinen könnte «Berge machen Täler»; oder die kleine interaktive Demonstration über die Entstehung von subglazialen Schluchten und Hängetälern, die Illustrationen zur Geltenbach-Karsthöhle, und – um auch Blicke über den geologischen Tellerrand zu werfen – die Degustation einer Enzianwurzel und des daraus gewonnenen Schnapses.

Aber auch die Gesteine selbst waren ein Thema. So konnten wir die Quintner-, Öhrli- und Kieselkalke, die Zemensteinmergel, den Hohgantsandstein und die Eisenformation des «Siderolithikums» kennenlernen.

Last but not least waren alle schwer beeindruckt von der unglaublichen Gastfreundschaft bei Fritz und Heidi und seinem Team auf der Doldenhornhütte. Wie es gerade Fritz fertigbringt, alle neu ankommenden Gäste so zu begrüssen, als seien sie die allerersten in seiner Hüttenwarts-Laufbahn, das ist schlicht umwerfend. Danke vielmals euch beiden!